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75 Jahre Handball in Nieder Mörlen |
Zur Einleitung dieser Chronik ein Auszug aus einem Interview mit
Ulrich Strombach, dem Präsidenten des Deutschen Handball-Bundes:
Handball ist mehr als nur ein Mannschaftssport wie jeder andere. Dieser Sport verknüpft die Vorteile einer Individualsportart mit denen des Mannschaftssports: Handball fördert die individuelle Stärke und gleichzeitig Teamfähigkeit. Und das nicht nur für die Zeit als sportlich Aktiver, sondern für das ganze Leben.
Für Jungen und Mädchen ist Handball ein Sport, bei dem sie sich voll einbringen können. Das Training enthält neben der Steigerung von Kraft und Kondition durchaus turnerische Elemente. Der gesamte Körper wird trainiert. Der Wettkampf mit anderen Mannschaften macht Spaß und schweißt zusammen.
Im Leistungsbereich spielen Männer mit Kraft und Explosivität, Frauenhandball lebt dagegen von Schnelligkeit, Beweglichkeit und Eleganz. Beides faszinierende Ausprägungen dieser Sportart.
850.000 Mitglieder zählt der Deutsche Handball-Bund heute – fast alle betreiben den Sport noch aktiv. Wer einmal dabei ist, den lässt Handball nicht mehr los. Egal ob Jung oder Alt.
Dies alles ist wohl eine der Erklärungen dafür, weshalb die 75-jährige Handballgeschichte in Nieder Mörlen geschrieben wurde.
Im Handballsport vereinigen sich Kraft, Schnelligkeit und Teamgeist.
Gleichwohl wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den immer mehr entstehenden Vereinen zunächst im Wesentlichen das Turnen betrieben. Die Vereinsverantwortlichen erkannten jedoch sehr schnell, dass es neben dieser Sportart weitere spielerische Ergänzungen gibt.
Als eine der ersten Sportarten bildete sich das Handballspiel aus der Turnbewegung heraus. Hier war es möglich, spielend die ursprünglichen natürlichen Bewegungen des Menschen zu verbessern und zu fördern. nach oben
Ausbildung und Training des Körpers ist beim Handball sehr umfassend. Zum regelmäßigen Training gehören gymnastische und turnerische Elemente ebenfalls dazu.
Wie in anderen Ortschaften der Nachbarschaft auch, so wird in Nieder Mörlen das Handballspiel zuerst von aktiven Turnern betrieben. Nur derjenige, der an den wöchentlichen Turnstunden teilnimmt, kann auch als Handballspieler Berücksichtigung finden.
Mit Hilfestellung befreundeter Vereine finden sich im Frühjahr 1929 in kürzester Zeit viele Interessenten für die neue Sportart ein.
Ein übriges dazu, trägt ein Einlagespiel zwischen dem TV 1860 Bad Nauheim und der TG Friedberg bei, das im Rahmen der Festlichkeiten zum 25jährigen Bestehen des TSV Nieder Mörlen stattfindet.
Schon im Herbst 1929 wird mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb des Turnbezirks teilgenommen, im folgenden Jahr gesellt sich eine erste Jugendmannschaft dazu.
Das Training leitet der unvergessene Turnerwart Gottfried Ewald. Als sportliche Kampfstätte dient zu dieser Zeit ein kleiner Platz entlang der Usa unterhalb des „Äppelwoitreppchens“. Zum Spielbetrieb ist außer Torstangen und Fähnchen auch eine lange Stange erforderlich, mit der die Ausbälle aus der Usa gefischt werden.
An Spiele in der Halle denkt zu dieser Zeit noch niemand. Der Winter ist Hauptspielzeit und es gibt lange Sommerpausen. Die Rundenspiele werden im Rahmen des Turnbezirks Wetterau -Taunus im Deutschen Turnerbund bestritten. Die Gegner kommen aus Wehrheim, Westerfeld, Köppern, Pohlgöns, Langgöns und Usingen.
Der politische Wandel nach 1933 macht auch vor dem Sport nicht halt, eine völlig veränderte Organisation führt zu neuen sportlichen Einheiten. Vereine aus der östlichen Wetterau, wie Wohnbach, Södel, Münzenberg und Gambach sind hier nun die Gegner.
Der Krieg 1939 mit seinen Folgen lässt keinen Raum mehr für Spiele aktiver Mannschaften. Ab 1940 finden daher nur noch Jugendspiele statt, die lediglich in Wettbewerben der Hitlerjugend möglich sind.
Ab 1943 ruht der Spielbetrieb dann völlig.
Wer aus dem zweiten Weltkrieg relativ gesund heimkehrt, findet sich, nachdem ein Sportbetrieb wieder zugelassen wird, Ende 1946 zum Wiederaufbau des Vereins zusammen. nach oben
Im Sommer 1947 wird dann schon wieder mit zwei Mannschaften an den Rundenspielen der Kreisklasse teilgenommen. Ein zweiter Platz am Ende der Runde weckt Hoffnungen auf eine schnelle Aufwärtsentwicklung, die sich jedoch nicht erfüllt. Es fehlt am spielerfahrenden Nachwuchs aus der Jugend, der die vorwiegend älteren Spieler der ersten Stunde vollwertig ersetzen kann. So ist es kein Wunder, dass sich statt einer Aufwärtsbewegung, Stillstand und sogar Rückentwicklung vollzieht.
Der Tiefpunkt ist 1951 erreicht, in dem der Spielbetrieb bei den Aktiven eingestellt wird. Ein Versuch des Vereins, im Fußballsport mehr Erfolg zu finden, scheitert nach ersten Bemühungen kläglich. Dieses Scheitern in der neuen Sportart ermöglicht einen Neubeginn für den Handballsport.
Unter der Führung von Karl Zimmer (Aktive) und Alois Brauburger (Jugend) geschieht dies 1952. Man darf behaupten, dass ohne das Engagement dieser Beiden die Geschichte des Handballsports in Nieder Mörlen keine Fortsetzung gefunden hätte.
Es ist schwer den Anschluss an die Konkurrenz zu finden. Während die Aktiven zunächst nur Niederlagen einstecken, versucht man durch gezielte Arbeit im Jugendbereich eine stabilere Basis für die Zukunft zu schaffen. Mit der gleichen Schülermannschaft, die 1948 erstmals in ihrer Altersklasse Kreismeister wurde, kann der gleiche Erfolg 1951 als A-Jugend wieder erreicht werden.
Neuer Optimismus kommt auf. Die Freude am Spiel lässt die Aktiven des TSV auch zu Freunden außerhalb des Spielfeldes werden. Nach jedem Spiel, egal ob Sieg oder Niederlage, sitzt man noch bei Bier oder Apfelwein zusammen und plant die weitere sportliche Zukunft des Vereins.
Freundschaftsspiele mit Mannschaften anderer Bezirke werden organisiert um die eigene Spielstärke zu testen. Die Anschaffung der Spielkleidung wird zu dieser Zeit noch aus der eigenen Tasche bezahlt. Dieser Gemeinschaftsgeist überträgt sich natürlich auch auf die Jugendmannschaft.
Der Verein wagt das Experiment und übernimmt die Meistermannschaft der A-Jugend geschlossen in den Aktivenbereich. Die Rechnung geht auf und die Mannschaft erringt 1956 erstmals einen Kreismeistertitel der mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse Gießen verbunden ist.Hier weht jedoch ein zu scharfer Wind und der Abstieg aus dieser Klasse ist nicht zu vermeiden. 1958 gelingt der sofortige Wiederaufstieg, doch auch jetzt reicht es nicht zum Klassenerhalt. nach oben
In dieser Zeit wird der Hallenhandball langsam und allmählich fester Bestandteil im spielerischen Jahresgeschehen. Hallen, wie sie heute als Selbstverständlichkeit gelten, existieren jedoch nur als Wunschtraum. Einziger regelmäßiger Austragungsort von Hallenspielen für den Kreis Friedberg in dieser Zeit ist die alte Reithalle in Butzbach. Im trockenen Torf, gut gemischt mit Pferdeäpfeln, werden in sonntäglichen Turnieren die Meister ermittelt. Das damit verbundene Recht den Kreis in Gießen auf Bezirksebene gegen die dort erheblich stärkere Konkurrenz zu vertreten, bleibt allerdings auf ein Jahr beschränkt.
Speziell in Nieder Mörlen steht jedoch der Großfeldhandball weiterhin im Vordergrund. Ein wichtiges Jahr für die spätere Entwicklung ist dann 1961: in diesem Jahr wird die männliche A-Jugend Kreismeister auf dem Großfeld. Franz Grolig ist als Trainer dieser Mannschaft wesentlich an dem Erfolg beteiligt. Die Spieler dieser Mannschaft legen damit die Grundlage für spätere Erfolge, denn der Großteil der Jugendspieler bildet in den nun folgenden Jahren das Gerüst der ersten Mannschaft, die dann 1963 eine weitere Meisterschaft erringt.
Aller guten Dinge sind drei, der Weg führt erneut in die Bezirksklasse. Diese Mal geht es nicht wieder zurück, sondern der Weg in die Spitze wird angetreten. Als Trainer in diesen erfolgreichen Jahren fungiert der Bad Nauheimer Conny Jehner.
1964 kann erstmals eine Meisterschaft des Bezirkes Gießen vermeldet werden. Im Folgejahr sind in der neuen Klasse, der Verbandsliga Nord des HHV, nun Mannschaften aus dem gesamten nördlichen Hessen die Gegner. Es fehlt jedoch das Quäntchen Glück um die Cleverness der dort etablierten Mannschaften auszugleichen, so dass ein Abstieg in die Bezirksklasse Gießen nicht zu vermeiden ist.
Willkommene Abwechslung vom Punktspielbetrieb und zusätzlicher Höhepunkt in dieser Zeit ist das Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten Turnerschaft Steinheim, die mit ihren Nationalspielern perfekten Großfeldhandball demonstrieren. Neben dem Aktivenbereich wird in den 60er-Jahren auch der Jugendarbeit weiterhin Aufmerksamkeit geschenkt.
Mit Manfred Kalert als Trainer wird 1966/67 ein erster Kreismeistertitel auf dem Kleinfeld errungen. Weitere Jugendtrainer in dieser Zeit sind Georg Manfred Möbs und Reinhold Witzel.
Bei den Herren wird im Jahr 1968 erneut die Bezirksmeisterschaft gewonnen und es folgt ein weiterer Aufstieg in die Verbandsliga. Dort wird 1969 ein vierter Platz erspielt und der TSV zählt dadurch zu den stärksten Mannschaften Hessens und ist das Aushängeschild des Kreises. nach oben
Zu den sonntäglichen Heimspielen kommen Hunderte von Zuschauern, in Entscheidungsspielen um den Aufstieg wird sogar die Zahl 1.000 übertroffen. Als Trainer in dieser erfolgreichen Zeit, arbeitet der Frankfurter Emil Seip in Nieder Mörlen.
Das zweite Jahr in der Verbandsliga, 1970 bringt mit dem neunten Tabellenplatz jedoch wieder den Abstieg in die Bezirksklasse mit sich. Ein neues Tief zeigt sich, denn 1973 steigt man auch aus dieser Klasse ab. 1974 wird zwar wieder die Kreismeisterschaft geholt, doch der Aufstieg gelingt nicht. In der dazu durchgeführten Runde verpasst der TSV dieses Ziel und damit geht die Ära des Feldhandballs auch in unserem Vereine in die letzte Phase.
Großfeldhandball und Hallenhandball haben in ihrer Bedeutung mittlerweile die Plätze getauscht. Besonders international zählt nur noch das Spiel auf dem kleinen Feld. Besonders in den Staaten des Ostblocks und in Skandinavien hat sich diese Spielart mittlerweile als einzige Spielform durchgesetzt. Dies zwingt auch in Westdeutschland zum Umdenken.
Fehlende Hallen verzögern jedoch die Entwicklung, so auch im heimischen Kreis. Beschränkt gibt es Spielmöglichkeiten in Sporthallen amerikanischer Garnisonen. Mit dem Bau neuer Schulen entstehen dann im Laufe der 60er- und 70er Jahre Schulturnhallen, die nun auch dem Hallenhandball die Möglichkeit zur weiteren Entwicklung geben. Zwar steht dem TSV ab 1962 eine Schulturnhalle an der Frauenwaldschule zur Verfügung, doch mit den Abmessungen 12x18m, haben die Gemeindeväter den Sprung über den eigenen Schatten gescheut um dem TSV optimale Möglichkeiten, auch zum Spiel zu schaffen. Die neue Halle bedeutet zwar eine Verbesserung in der Trainingsarbeit, es können jedoch keine Spiele ausgetragen werden.
Zusätzliche Trainingsmöglichkeiten bieten sich dem Verein noch in der Turnhalle der Solgrabenschule in Bad Nauheim. Die Heimspiele dagegen müssen in Friedberg ausgetragen werden. Benachbarte Vereine sind da mit spielfähigen Hallen wesentlich besser dran, was in den Tabellenständen unserer Mannschaften seinen Niederschlag findet. Sie rangieren unter ferner liefen und Mannschaften traditioneller Konkurrenzvereine stehen vor unserer Vertretung oder spielen sogar in höheren Klassen.
Absoluter Tiefpunkt ist wohl die Saison 1975/76, in der die 1.Mannschaft im hinteren Bereich der B-Klasse angesiedelt ist. In diesen Anfangszeiten des Hallenhandballs in Nieder Mörlen zu Beginn der 70er Jahre sind Alois Brauburger, Peter Lehmann, Dieter Eller und Gordan Lovric als Trainer beim TSV tätig. Eine der wichtigsten Entscheidungen jedoch ist, Peter Lehmann auch das Training der A-Jugend anzuvertrauen. Hier wächst die Mannschaft heran, die ab 1977 den TSV aus den Niederungen der B-Klasse bis in die höchste Klasse auf Bezirksebene führen wird. nach oben
Dass aller Anfang schwer ist muss unsere E-Jugend in der Saison 1976/77 erfahren. Mit 1:50 und 0:45 gibt es gleich zwei Rekordniederlagen zu verzeichnen.
Hoffnung auf bessere Zeiten verspricht der Bau einer Mehrzweckhalle auf dem Gelände des seitherigen Sportplatzes. Nahezu als Ironie des Schicksals ist zu werten, dass in dem Jahr des Hallenbaus, 1977 der letzte Titel auf dem Großfeld errungen wird. Der TSV wird als Bezirksbeste A-Klassenmannschaft gekürt und beendet damit eine mehr als erfolgreiche Ära des Großfeldhandballs.
Die Halleneinweihung findet am 17.9.1977 statt und ab der Saison 1977/78 steht die neue Halle dann auch für Rundenspiele zur Verfügung. Die Talsohle ist überschritten, denn mit einem Vorsprung von 7 Punkten wird der TSV Meister der B-Klasse und steigt in die A-Klasse auf. Die Reservemannschaft wird in diesem Jahr ebenfalls Meister ihrer Klasse. Die nächste Saison führt weiter aufwärts. Erneut sichert sich der TSV die Meisterschaft mit 7 Punkten Vorsprung und verlässt damit die Kreisebene.
Bis zum heutigen Tag ist der TSV, als einer der wenigen Kreisvereine, seit diesem Aufstieg immer auf Bezirksebene vertreten. Zwei wesentliche Gründe sind die Faktoren des Erfolgs: zum einen die nunmehr ausreichend vorhandene Möglichkeit optimal zu trainieren und „echte“ Heimspiele austragen zu können und zum anderen die Verpflichtung des Butzbachers Erwin Harz als Trainer, dessen fruchtbare Arbeit, verbunden ist, mit dem vorbildlichen Leistungswillen aller einheimischen Aktiven.
Lange Zeit ein ausgesprochener Männersport, erlangt das Handballspiel zu Beginn der 70er Jahre auch im Damenbereich den gleichen Rang. Die veränderte Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft hat u.a. dazu geführt, dass Sport, so auch Handball, nicht mehr alleine Männersache bleibt.
Aber auch hier verschläft man beim TSV zunächst einmal die neue Entwicklung. Während in den anderen Gemeinden der Damenhandball an Stellung gewinnt, konzentriert man sich in Nieder Mörlen auch Anfang der 70er nur auf die Männer. Erst im Oktober 1974 finden sich eine Anzahl junger Damen in der Schulturnhalle zusammen um unter ihrem Trainer Peter Hett mit dem Damenhandballsport im TSV zu beginnen.
Dass die Entscheidung dazu richtig ist, zeigt sich in einer schnellen positiven Entwicklung. 1978 kann man mit Trainer Heinz Hufenbach die Meisterschaft in der B-Klasse erringen und steigt auf. Auch im Jugendbereich geht es schnell voran. Eine weibliche A-Jugend wird schon im zweiten Jahr gemeldet und mit der weiblichen B-Jugend holt der TSV 1978 den Kreismeistertitel nach Nieder Mörlen. nach oben
Bei den Herren dient das erste Jahr in der neuen Klasse auf Bezirksebene zunächst einmal zur Akklimatisierung, und man belegt einen mittleren Tabellenplatz. Saisonhöhepunkt ist ein Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten TV Hüttenberg (einem alten Bekannten aus besseren Großfeldzeiten). Das Spiel, in dem die Gäste mit Bundesligagrößen und Nationalspielern wie Spengler, Ohly und Don antreten findet vor ausverkaufter Halle statt und ist trotz einer 8:24 Niederlage für alle Beteiligten ein bleibendes Erlebnis.
In der nächsten Saison 1980/81 startet der TSV dann wieder durch. Die Schützlinge von Trainer Harz erringen mit 26:10 Punkten vor dem TV Großen Linden die Meisterschaft und der Aufstieg in die 1. Bezirksliga Gießen/Marburg ist perfekt. Nieder Mörlen ist wieder eine feste Größe im heimischen Handballgeschehen. Im gleichen Jahr wird die D-Jugend unter ihrem Trainer Josef Hobler Bezirksmeister.
Die folgende Runde erlebt die Trennung von Trainer Erwin Harz. Nach 9 Spielen und nur 2:16 Punkte trennt man sich und unter dem Interimstrainer Siegbert Steffens gelingt noch der Klassenerhalt. Erfolgreicher ist wiederum die D-Jugend die mit Trainer Heinz Hufenbach den Kreismeistertitel holt.
Die nächsten beiden Spielzeiten in der 1. Bezirksliga erleben mit Peter Knorr einen in Nieder Mörlen sehr bekannten und beliebten Trainer. Während 1982/83 mit 17:19 Punkten ein Mittelplatz belegt wird, ist 1983/84 der Abstieg nicht zu vermeiden. Erfolgreicher läuft es bei der Jugend. Die männliche B-Jugend verpasst zwar den Aufstieg in die Oberliga Hessen, qualifiziert sich jedoch mit Trainer Josef Hobler erneut für die Bezirksklasse. Das gleiche gelingt dann 1984/85 noch einmal. In dieser Runde wird die Mannschaft am Ende sogar Gruppensieger und belegt in der Endrunde den 2. Platz, nur um ein Tor schlechter als der Bezirksmeister.
Das Jahr 1984 bringt dem TSV einschneidende Änderungen und für die kommenden Jahre viele Schlagzeilen in der Heimatpresse. durch das Engagement von Dieter Schäfer weht ein neuer Wind im Verein. Der sofortige Wiederaufstieg ist angestrebt und Erwin Harz wird erneut verpflichtet. Als Favorit gestartet, belegt man am Ende jedoch nur Platz 4, hat aber dafür im Pokal sensationelle Erfolge gegen höherklassige Gegner und scheitert erst gegen den Regionalligisten TV Gelnhausen vor großer Kulisse.
Im März 1985 findet ein Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten Wallau/Massenheim statt. Die Gäste spielen u.a. mit Weltmeister Manfred Freisler und ihrem Kapitän Josef Embs. In derselben Saison werden unsere Damen Meister der B-Klasse. 1985/86 erlebt der TSV als eine unruhige Saison. Nach sechs erfolglosen Spielen erfolgt die Trennung von Trainer Harz und Josef Embs übernimmt als Spielertrainer den TSV. Resultat: der TSV schafft nicht nur den Klassenerhalt sondern wird am Ende noch Zweiter mit 22:14 Punkten. Das Spielerkarussell dreht sich jetzt heftig in Richtung TSV. nach oben
Die namhaftesten Spieler streifen nach und nach das TSV-Trikot über. Mit 33:3 Punkten und 12 Punkten Vorsprung gewinnt Nieder Mörlen in der Saison 1986/87 den Meistertitel und steigt erneut in die 1. Bezirksliga auf. In der folgenden Runde kommen weitere neue Spieler nach Nieder Mörlen, doch der Schuss geht nach hinten los. Die Startruppe kann die Erwartungen nie erfüllen und im Dezember trennen sich die Wege von Dieter Schäfer, Josef Embs und die des TSV. Siegbert Steffens ist wieder einmal als Interimstrainer gefordert. Erneut hilft er aus und übernimmt eine Rumpftruppe, aber der Abstieg ist nicht mehr zu vermeiden. Die neuen Hoffnungsträger spielen jedoch bereits in der A-Jugend, die unter Trainer Jürgen Feuerstein Bezirksmeister wird.
In den nun folgenden Jahren läuft das TSV Schiff wieder in ruhigerem Gewässer. Unter Trainer Siggi Steffens werden Mittelplätze belegt. Die Saison 1989/90 bringt den Minis des TSV unter ihrem Trainer Peter Hett den Titel des Kreismeisters und des Kreispokalsiegers.
In den Jahren 1990/90,1991/92 und 1992/93 erringt der TSV unter den Trainern Siggi Steffens, Albert Recht und Klaus-Jürgen Wetz jeweils die Vizemeisterschaft der Klasse und verpasst somit den angestrebten Aufstieg. Am engsten ist der Einlauf in der Runde 91/92 wo man mit 37:7 Punkten punktgleich mit Florstadt den zweiten Platz belegt. Zu beiden Spiele mit Florstadt kommen jeweils 600 ! Zuschauer, eine kaum zu glaubende Zahl.
Das alles entscheidende Spiel geht mit 17:18 verloren. Weitere Höhepunkte aus diesen Jahren: im Dezember 1990 gastiert ein Weltmeister in Nieder Mörlen. Der TV Hüttenberg ist erneut der Gegner und spielt u.a. mit dem Schweden Staffan Olsson. Im August 1992 klingen Nationalhymnen durch die Mehrzweckhalle. Die Nationalmannschaft aus Katar ist zu Gast !. 1991/92 spielt die weibliche A-Jugend unter Trainer Seppl Hobler in der Oberliga Hessen. Im Juni 1992 gibt es für die weibl. D-Jugend ein Showtraining mit den Wallauern Mikael Kaellmann und Peter Hofmann.
Ein weiteres wichtiges Datum ist der Mai 1993 : von Peter Hett wird der Handballförderverein gegründet, der dann in den folgenden Jahren im wesentlichen durch die Arbeit von Peter Brauburger und Gisbert Lang weiter ausgebaut wird und im Jubiläumsjahr eine notwendige Einrichtung zur Durchführung des Spielbetriebs darstellt. Die Arbeit des Fördervereins hat seit dieser Zeit dafür gesorgt, dass die Handballabteilung weder im Aktiven- noch im Jugendbereich wesentliche Kosten bezüglich der Anschaffung von Trikots und Trainingsanzügen hat. Die jährlich erscheinenden Programmhefte sind werbemäßig fast alle durch Initiative des Fördervereins entstanden. All die aufgezählten sportlichen Erfolge sind in unserer heutigen Zeit ohne die Aktivitäten eines Fördervereins nicht mehr zu erreichen. nach oben
Der erste Nieder Mörler Handball Marathon findet im Juli 93 statt: 30 Stunden Nonstop-Handball. Weitere nennenswerte Erfolge: Die A-Jugend mit Trainer Wolfgang Fertsch wird Kreismeister. 91/92 : Die 3. Mannschaft des TSV erringt die Meisterschaft der D-Klasse. 92/93 werden die von Trainer Predjag Zuljevic trainierten Damen Meister der B-Klasse und gleichzeitig Kreispokalsieger. Die Minis erringen unter Trainer Klaus Hülsmann die Kreismeisterschaft.
Die nun folgenden Spielzeiten von 1993/94 bis 1998/99 verlaufen bei den Herren relativ ereignislos. Unter den Trainern Klaus-Jürgen Wetz, dem Trainerteam Armin Wagner/Predrag Zuljevic/Torben Scheibel, Armin Wagner, Klaus Weckmann und Wolfram Spengler sind jeweils Mittelplätze in der Bezirksliga 2 Gießen/Marburg das Saisonergebnis. Dafür schlagen die Damen zu : mit Trainer Torben Scheibel wird 1994/95 der Titel des A-Klassenmeisters errungen und der Aufstieg in die 2. Bezirksklasse geschafft. Dort spielt man dann bis zur Saison 1999/2000, kann aber letztlich bedingt durch den Abgang so überragender Spielerinnen wie Jackie Johnson (in die Regionalliga) den Abstieg nicht vermeiden.
Umso erfreulicher, dass in diesen Jahren im Jugendbereich weitere Erfolge erzielt werden. 1995/96 gewinnen die Minis und Trainer Peter Brauburger die Kreismeisterschaf. Denselben Erfolg erreicht diese Mannschaft mit ihrem Trainer noch einmal als D-Jugend in der Saison 2001/02. Im gleichen Jahr holt die weibliche C-Jugend mit Trainerin Patricia Philipp den Kreismeistertitel. Der dritte Titel dieser Saison kommt durch die weibliche A-Jugend mit ihrem Trainer Christian Winter zustande, die ebenfalls die Kreismeisterschaft erringen.
Ab der Saison 96/97 fungiert Kirsten Eichler als Jugendleiterin, was der Jugendarbeit im TSV wichtige neue Impulse verleiht. Unter ihrer Führung entwickelt sich geradezu ein Boom, speziell in den unteren Altersklassen.
Den Herren gelingt in der Saison 1999/2000 unter Trainer Wolfram Spengler der lang ersehnte Aufstieg in die neu geschaffen Bezirksoberliga, der ehemaligen Bezirksliga 1 Gießen/Marburg. Als Tabellenzweiter hinter Wettenberg schafft der TSV wieder den Sprung zu den Nachbarvereinen Södel, Griedel und Friedberg.
Auch in der Jugendarbeit geht es weiter voran. Die A-Jugend erreicht unter Trainer Peter Hett in einer Spielgemeinschaft mit Södel einen Spitzenplatz in der Bezirksoberliga. Die Spitzenspiele gegen Friedberg und HSG Dutenhofen finden jeweils vor 400 Zuschauern statt. Die beteiligte Mannschaft bildet das Gerüst der heutigen ersten Mannschaft. Mit einem Titel wird in diesem Jahr die weibliche E-Jugend mit ihrem Trainer Stephan Philipp belohnt, diese Mannschaft gewinnt die Kreismeisterschaft. Sehr erfolgreich arbeitet seit vielen Jahren auch Andreas Röhr im Bereich der weiblichen Jugend. Die Mannschaft, die er als D-Jugend übernahm und heute als weibliche A-Jugend in der Bezirksoberliga spielt, konnte sich immer für Ligen oberhalb der Kreisebene qualifizieren. Die absoluten Erfolge bleiben ihm nur durch die Tatsache verwehrt, dass seine besten Spielerinnen immer wieder von den höherklassigen Vereinen aus Kleenheim und Mainzlar abgeworben werden. nach oben
Die Spielzeit 2000/2001 sieht Wolfram Spengler weiterhin als Trainer der 1. Herrenmannschaft, dem dann in der nächsten Saison Helmut Kollmar folgt. Vor Beginn der Runde 2000/2001 trägt der TSV ein Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten HSV D/M Wetzlar aus. Die zweite Mannschaft wird in der Saison 2002/2003 Meister in der Bezirksliga-D. Seit Beginn der laufenden Spielzeit 2003/2004 liegt die Verantwortung für die
1. Herrenmannschaft des TSV jetzt bei dem Kirchgönser Lothar Wagner und seinem Co-Trainer Andreas Catlin, während Albert Recht bei den Damen das Sagen hat.
Im Jahr des nun anstehenden 75-jährigen Jubiliäums der TSV-Handballer erreicht die Geschichte des Handballs in Nieder Mörlen eine ganz neue Phase. Im Laufe des Jahre 2003 wurden Gespräche mit dem Nachbarverein TV Ober Mörlen begonnen, die zum Ergebnis hatten, dass kurz vor Weihnachten von den Vorsitzenden beider Vereine die Verträge zur Bildung einer Spielgemeinschaft unterschrieben wurden. Ab der Saison 2004/2005 wird es den Namen TSV 04 Nieder Mörlen in den Handballtabellen nicht mehr geben.
Wir werden uns jetzt an der HSG Mörlen orientieren und freuen uns darauf mit den Ober Mörler Freunden ein neues Kapital Handballgeschichte schreiben zu dürfen.
Auf all die vielen Aktivitäten, wie Turniere, Saisonabschlussfahrten, Vereinsfeiern usw. hier einzugehen, würde den Rahmen dieser Chronik sprengen. Stellvertretend wird hier nur das allererste Handballturnier in Nieder Mörlen genannt. Es fand 1972 statt, am Tag der Eröffnungsfeier zu den Olympischen Spielen in München. Stellvertretend für die vielen Vereinsfahrten sei an 1973 erinnert. Hier wurden in Sucha Gora in Oberschlesien zwei unvergessene Woche bei den dortigen Handballern verbracht. Besondere Erwähnung sollen an dieser Stelle all diejenigen finden, die in Verantwortlicher Position als Abteilungsleiter dafür sorgten dass der Handballsport in Nieder Mörlen lebt. Es sind dies: Franz Grolig, Alois Brauburger, Karl Zimmer, Herbert Pfeil, Helmut Neeb, Georg Witzel, Karl-Heinz Müller, Jürgen Schmidt, Günter Müller. Ronald Meyer, Jürgen Jäger, Peter Hett, Hanne Thöldtau-Böning und Werner Adam.
Es wurde in dieser Chronik bewusst darauf verzichtet einzelne herausragende Spieler aller Epochen herauszustreichen, dies würde der Rolle des Handballs als Mannschaftssport nicht gerecht werden. Zum Abschluss soll jedoch ein Name genannt werden der stellvertretend für alle Aktiven und besonders für diejenigen stehen soll, die uns leider so früh verlassen haben und das Jubiläumsjahr nicht mehr erleben können : Horst Philipp, einer der herausragendsten Spieler des TSV, mit dessen Namen noch heute nicht nur die älteren Menschen in unserer Region, den Handball in Nieder Mörlen verbinden.
Peter Hett mit freundlicher Unterstützung
von Klaus Brauburger , G.E. Möbs
und Ronald Meyer
06.02.2004
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