| Urwüchsiges Original Josef Schätzle |
Urwüchsige Originale, mit denen sich ein Verein oder sogar eine Dorfgemeinschaft identifizieren können, sind selten geworden in der heutigen Zeit. Dennoch gibt es sie noch. Einer dieser Spezies ist Josef Schätzle, langjähriger Betreuer der 1. Herrenmannschaft der HSG Mörlen.
Er feiert dieser Tage seinen 60. Geburtstag. Ein Grund, sich mit ihm zu unterhalten und ihn näher vorzustellen. „Für die HSG Mörlen ist er nicht nur ein unglaublicher Typ, sondern eine absolute Institution. Jeder der in Nieder Mörlen in den letzten vierzig Jahren einmal Handball gespielt hat, wird ihn nicht missen wollen“, so beschreiben ihn seine Vereinskollegen. Egal ob Verein, Beruf, Familie oder Wohnort, alles bei ihm ist von Nachhaltigkeit und Konstanz geprägt. Seit seiner Jugendzeit gehört der 1952 geborene Nieder Mörler einem einzigen Verein an. „Als Jugendlicher galt meine große Liebe dem Eishockey und ich hatte eigentlich vor beim VfL Bad Nauheim diesen Sport auszuüben. Aufgrund der großen zeitlichen und finanziellen Belastungen erlaubte es mir mein Vater aber nicht. So bin ich eben beim Handball gelandet“, erklärt Schätzle.
Nach dem letzten A-Jugendjahr 1970, damals noch auf dem Großfeld, fand er schnell seinen Weg in die erste Mannschaft. Dieser gehörte er bis 1984 an. Dem Handballsport blieb er weiterhin verbunden und spielte bis 1998 weiter in den unterklassigen Mannschaften und bei den Alten Herren seines TSV Nieder Mörlen, einem der Stammvereine der HSG. Schätzle blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück und war bei etlichen Meisterschaften in den unterschiedlichsten Mannschaften dabei.
Seit Beginn der Spielzeit 1999/2000 fungiert er jetzt schon als Betreuer der ersten Mannschaft und ist dort quasi „Mädchen für Alles“. „Alleine in meiner Zeit als Spieler, habe ich über 15 Trainer erlebt, und als Betreuer sind es mittlerweile noch einmal acht weitere“ zeigt er eine interessante Zeit auf. Die Frage nach der Phase, die er am nachhaltigsten in Erinnerung behalten wird, beantwortet er schnell :“ Das waren die fünf Jahre mit Sven Tauber“. Fragen nach Lieblingsverein und Spieler finden erstaunliche Antworten :„Lieblingsverein ? Natürlich unsere HSG !“ Als Spieler nennt er nicht etwa eine bekannte Ikone, sondern Siegbert Steffens, den heutigen Ober Mörler Bürgermeister. „Den habe ich 1967 einmal auf dem Burgfeld in Friedberg bei einem Handballturnier gesehen. Seit dieser Zeit war der Siegbert immer so eine Art Vorbild“.
Viele Anekdoten sind in all den Jahren entstanden, bei unzähligen Feiern war Schätzle vorne dabei, sorgte für Stimmung und gute Laune. Nach jedem Training und Spiel erhalten Spieler, Trainer und die treuesten der Mörler Handballfans von ihm das passende Getränk, gut gekühlt serviert. Auf einem speziell dafür umgebauten Kinderwagen transportiert er die Getränke zeitgerecht zur Halle.
Josef Schätzle stammt an sich aus einer Feuerwehrfamilie. So ist es nur natürlich, dass er auch in der Freiwilligen Feuerwehr Nieder Mörlen seinen festen Platz hat. Dort ist er seit seinem 12. Lebensjahr aktiv. Zunächst in der Jugendfeuerwehr später als Aktiver, Jugendwart, Schriftführer und ab 2008 in der Alters- und Ehrenabteilung.
Eine weitere große Leidenschaft von ihm ist das Grillen. Es gibt in Nieder Mörlen kaum eine Feier (Dorffest, Kirmes, Fußballfanecke am Dorfbrunnen u.s.w.) an denen er nicht mit seinem Leiterwagen auftaucht. Darauf befindet sich der vom Vater 1992 gebaute Edelstahlgrill. Materialwert damals :158 DM !. Tausende von Steaks und Würstchen sind dort im Laufe der Jahre kunstvoll von ihm zubereitet worden. „Das Grillen liegt mir einfach im Blut. Ich esse gerne grobe Bratwurst und Steaks“, erläutert er den Grund für diese Vorliebe. Etwas anderes wird man auf seinem Grill auch nicht finden. Eine Ausnahme gab es allerdings bei der Abschiedsfeier von Sven Tauber. „Dem Sven zuliebe habe ich ausnahmsweise einmal Hamburger mit ins Angebot aufgenommen“, berichtet er lachend.
Weitere Einzelheiten aus seinem Leben unterstreichen die Bodenständigkeit und Verlässlichkeit von Josef Schätzle. Der gelernte Bilanzbuchhalter ist seit 1992 bei demselben Arbeitgeber tätig. Seine Frau Gertrud hat er 1974 geheiratet. Aus der Ehe stammen zwei Kinder, Tochter Dorothee und Sohn Matthias, ebenfalls ein erfolgreicher Handballer. „Matthias ist aus beruflichen Gründen seit 2007 beim SC Lehr (Stadtteil von Ulm) aktiv. Dort spielt er praktisch Champions Leaque, denn in der BOL Bodensee, sind auch Vereine aus der Schweiz und Österreich beheimatet“ berichtet Schätzle stolz. Eine weitere Leidenschaft gilt dem Wandern. Seit 1993 plant und organisiert er die jährlichen Herbstwanderungen der Althandballer. Mit seinen langjährigen Feuerwehrkameraden spielt er seit 36 Jahren jeden Montagabend Doppelkopp und wenn das Rote Kreuz zur Blutspende aufruft, darf ein Schätzle natürlich auch nicht fehlen. Hier peilt er für 2013 die 100ste Blutspende an.
Bei alledem ist es offensichtlich, dass der „Seppel“ wie er überall gerufen wird, es sich nicht vorstellen kann, woanders zu leben als in Nieder Mörlen. Nicht nur bei der HSG Mörlen schätzt man seinen nimmermüden Elan und die Tatsache, dass er immer gute Laune mitbringt, die er nach eigener Aussage von seiner Mutter geerbt hat.
Auf die Frage wie man denn Seppels Art in kurzen Worten am besten beschreiben kann, antwortete ein HSG-Akteur :“ Nie war Bier Pilsener Brauart besser gekühlt, nie wurde es liebevoller geöffnet“ ! Eindrucksvoller und charmanter ist die Wertschätzung, die der Jubilar bei seiner HSG und in seiner Heimatgemeinde geniest, sicherlich nicht zu umschreiben.
(Peter Hett)
Mit freundlicher Unterstützung der Wetterauer Zeitung vom 19.01.2012
| gez. Kirsten Eichler 19. 01. 2012 |
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